Blog-Layout

Bedürfniszentriertes Streiten in 5 Schritten

Wann ist eine Auseinandersetzung hilfreich - und wann eher nicht?

Wenn wir uns mit jemandem streiten und so richtig aufgebracht sind verlieren wir manchmal das Ziel aus den Augen. Oder wir haben uns noch gar keine Gedanken gemacht, was wir wollen, von uns und von den anderen.

 

Damit Sie auch in stressigen Zeiten eine unnötige Konfrontation vermeiden können habe ich 5 Schritte zum bedürfniszentrierten Streiten definiert. So können Sie für sich besser unterscheiden, wann eine Auseinandersetzung nötig und hilfreich ist und wann eher nicht.


1. Schritt: Was fühlen Sie gerade?


Der erste Schritt wird oft vergessen. Vielleicht können Sie im Stressmoment nur wahrnehmen, dass Sie wütend sind. Doch hier ist Vorsicht geboten. Wut kann ein Tarnumhang für ganz unterschiedliche, meist als unangenehm erlebte Gefühle sein.

 

Was fühlen Sie noch? Ist da auch noch ein Gefühl von Traurigkeit? Oder Frust? Vielleicht ein bisschen Angst? Möglicherweise auch Sorge oder Unruhe? Unsicherheit? Sie könnten aber auch Erschöpfung, Ohnmacht, Ungeduld spüren. Und Unzähliges mehr.

 

Wichtig ist, dass Sie sich nicht zufriedengeben mit dem zuerst auftauchenden Gefühl. Oft ist es mehr als das. Und der Blick auf die Gefühle lohnt sich. Denn nur so können Sie einen liebevolleren Umgang mit sich selbst pflegen.


2. Schritt: Was ist der Auslöser?


Der zweite Schritt klingt banal, ist jedoch entscheidend. Um aus den Gefühlen wieder herauszukommen und die Situation zu versachlichen hilft es Ihnen den Auslöser zu identifizieren. Das kann ein Satz sein oder ein Blick. Manchmal sind es auch die nicht in die Spülmaschine geräumten Kaffeetassen von Kollegen.

 

Dieser Schritt wird Sie dabei unterstützen, eine Verbindung zwischen Ihren Gefühlen und den Triggern aufzuspüren. Das ist die Investition in ein entspannteres Leben. Denn wenn Sie erstmal gelernt haben, auf was Sie mit welchen Gefühlen reagieren können Sie viel gelassener mit diesen Situationen umgehen.


3. Schritt: Worum geht es Ihnen?


Im dritten Schritt werden Sie herausfinden, um was es Ihnen bei dem aktuellen Thema konkret geht. Die Kaffeetasse hat Sie vielleicht wütend gemacht. Dann haben Sie in sich hineingehorcht und vielleicht festgestellt, dass Sie gerade erschöpft sind, denn das neue Projekt fordert all Ihre Konzentration. Und die Geschäftsleitung möchte noch diese Woche eine Auswertung haben und Sie wissen gar nicht, wie Sie die erstellen sollen. Das macht Sie unsicher und unruhig.

 

Was brauchen Sie jetzt, was hilft im Moment? Möchten Sie, dass Ihnen jemand Verständnis entgegenbringt? Oder wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit wertgeschätzt wird? Brauchen Sie Sicherheit oder Autonomie? Austausch oder Entscheidungsmöglichkeiten? Ordnung? Struktur? Unterstützung? Und was zuerst? Welches Ihrer Bedürfnisse ist gerade am meisten in Not?

 

Über die Bedürfnisse können Sie herausfinden, was Sie sich wünschen. Damit sind Sie schon beim vierten Schritt.


4. Schritt: Was ist mein Ziel, wann bin ich zufrieden?


Kann sein, dass Sie einfach mal Dampf ablassen wollen. Das ist nicht schön aber menschlich. Dann spricht auch nichts dagegen, das zu sagen. So kann Ihr jeweiliges Gegenüber sich zumindest darauf einstellen und im besten Fall lachen Sie hinterher gemeinsam darüber. Oder es genügt, wenn die Kaffeetasse in die Spülmaschine geräumt wird.

 

Was Sie brauchen können Sie herausfinden, wenn Sie sich selber Fragen stellen. Sie können z. B. fragen: Ändert sich die Situation für mich, wenn ich die Kaffeetasse nicht mehr sehe? Oder brauche ich jemanden, der mich im Projekt unterstützt? Wartet hier womöglich ein Thema darauf, mal grundsätzlich hinterfragt oder besprochen zu werden?


5. Schritt: Besprechen, zuhören, nachfragen


Willkommen im fünften Schritt. Den benötigen Sie, wenn Sie festgestellt haben, dass es ein Grundsatzthema zu regeln gibt. Es ist also nicht die einzelne Kaffeetasse, sondern etwas ganz anderes.

 

Jetzt ist für Sie zu klären, wen Sie dafür brauchen. Können Sie das Thema alleine lösen? Oder ist eine Teambesprechung besser? Vielleicht braucht es aber auch einen Austausch mit Ihrer Führungskraft.

 

Schaffen Sie sich dafür den passenden Raum. Es ist wichtig, dass Sie im Austausch mit anderen auch darauf achten, dass die andere Person gesprächsbereit ist. Verabreden Sie sich zum Sprechen. Und auch Ihre eigene Stimmungslage ist für ein gelingendes Gespräch wichtig. Achten Sie darauf, wie Sie gefühlsmäßig ins Gespräch gehen und vermeiden Sie möglichst eine wütende Ansprache.

 

Sie kennen jetzt Ihre Gefühle, den Auslöser und Ihre Bedürfnisse. Und Sie wissen, was Sie tun können, damit ihre Bedürfnisse erfüllt werden können.

 

Doch jetzt, im fünften Schritt, in der konkreten Gesprächssituation ist neben dem klaren Formulieren Ihrer Wünsche das Zuhören, Nachfragen und Verstehenwollen wichtig. Was für Gefühle gibt es auf Seiten der anderen Person? Welche Bedürfnisse sind dort vorhanden? Hören Sie zu. Das bedeutet, dass Sie nicht schon beim Zuhören überlegen, wie Sie darauf antworten können. Sondern versuchen Sie so unvoreingenommen wie möglich zu sein. Fragen Sie nach, wenn Ihnen etwas nicht verständlich ist. Was genau ist gemeint?

 

Wenn Sie diese Schritte in Ihr Leben integrieren können Sie nach und nach zu einem wertschätzenderen Miteinander gelangen. Dann geht es bei einer Auseinandersetzung tatsächlich um eine Lösung und nicht ums Rechthaben wollen.

 

Sie haben noch keinen vollständigen Zugang zu Ihren Gefühlen und Bedürfnissen? Buchen Sie mein lösungsorientiertes Konflikttraining und lernen Sie sich noch besser kennen.

 

Sie sind schon gut trainiert und wollen sich optimal auf eine Aussprache vorbereiten? Buchen Sie meine professionelle Gesprächsvorbereitung und machen Sie Ihr Gespräch zum Erfolgserlebnis.

Sprechen Sie mich an!
Das Bild zeigt Treppen, die sich an einem Punkt treffen und zu einer werden
von Martina Vogel 06 Nov., 2023
Gesellschaftliche Krisen und eine zunehmende Polarisierung zeigen sich auch im Arbeitskontext. Mein Beratungsangebot für Unternehmen.
Pferd zeigt Zähne als Sinnbild für Stutenbissigkeit
von Martina Vogel 30 März, 2023
Über das Konfliktverhalten von Frauen untereinander wird manchmal behauptet, es handle sich dabei um Stutenbissigkeit und Zickenkriege. Doch das ist ein Mythos.
von Martina Vogel 03 Apr., 2022
Eine Bitte zu äußern erscheint manchmal einfacher als es ist. Schaffen Sie Klarheit über Inhalt und Ziel Ihrer Bitte.
Gehen Sie die Konflikte an, damit sie sich nicht verfestigen.
von Martina Vogel 21 März, 2021
Während der Corona-Krise zeigen sich Risse im Miteinander, die vorher nicht vorhanden oder nicht sichtbar waren. Um wieder zueinander zu finden ist Konfliktkompetenz gefragt.
Hilfreiches Konfliktverhalten lässt sich lernen
von Martina Vogel 30 Jan., 2021
Ein Instrument spielen lernen ist eine wunderbare Sache. Doch ohne eine Person, die die Grundlagen lehrt und für den nötigen Wissenstransfer sorgt wird es sehr schwierig. Ganz ähnlich ist es beim Umgang mit Konflikten.
Probleme mit dem Chef
von Martina Vogel 25 Nov., 2020
Chefs und Chefinnen sind auch nur Menschen. Deswegen ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie im Laufe Ihres Berufslebens auch mal in einen Konflikt geraten mit der Ihnen vorgesetzten Person. Was ist also zu beachten?
Kommunikation von Pseudogefühlen
von Martina Vogel 23 Sept., 2020
Im Laufe meines Berufslebens habe ich viele Schulungen besuchen dürfen. Doch die beeindruckendste und herzerwärmendste war eine, in der die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg gelehrt wurde. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass diese Schulung mein Leben verändert hat.
Umgang mit Enttäuschung
von Martina Vogel 18 Sept., 2020
Wenn wir einer Person sagen wir seien enttäuscht von ihr erheben wir einen Vorwurf. Denn ich bin enttäuscht von dir heißt: DU hast MICH enttäuscht. Die vermeintliche Ich-Botschaft ist also gar keine. Vielmehr trennt uns der Satz in Täter und Opfer.
Professionelle Gesprächsvorbereitung
von Martina Vogel 26 Aug., 2020
Bereiten Sie sich auf wichtige Gespräche gut vor, gerade im Konfliktfall. Es reicht nicht aus, zu denken, dass man gut vorbereitet wäre. Eine professionelle Vorbereitung bringt Sie zum gewünschten Ziel.
Lösungsorientiertes Konflikttraining
von Martina Vogel 25 Aug., 2020
Schieben Sie die Klärung von Konflikten nicht auf die lange Bank. Schließen Sie Frieden mit den Konflikten, die sich nicht klären lassen.
Share by: