Über Gefühle habe ich schon immer gerne gesprochen. Darin war ich richtig gut. Ich hatte mich zwar gefragt, warum meine unterschiedlichen Gesprächspartner*innen mich einfach nicht verstehen wollten. Ernsthaft über diese Irritation nachgedacht hatte ich hingegen nie.
Aber ich sollte noch erfahren, was da nicht stimmte.
Im Laufe meines Berufslebens habe ich viele Schulungen besuchen dürfen. Doch die beeindruckendste und herzerwärmendste war eine, in der die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg gelehrt wurde. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass diese Schulung mein Leben verändert hat.
In aller Kürze erklärt ist die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) eine wertschätzende und empathische Art miteinander zu kommunizieren. Sie wird auch lebensbejahende Sprache genannt. Durch sie lernte ich, über meine Gefühle zu sprechen. Das hatte ich tatsächlich vorher nicht getan.
Ich sagte zwar Sätze wie: Ich fühle mich ausgenutzt. Oder: Ich fühl mich als würde ich mit einer Wand reden. Doch analysieren wir das mal. Ist es wirklich ein Gefühl, ausgenutzt zu werden oder eine Interpretation? Bin ich an dieser Stelle nicht in Wirklichkeit traurig, wütend, verletzt? Und wünsche ich mir da nicht wertgeschätzt zu werden oder Gleichbehandlung?
Was ist mit dem „Gefühl“ mit einer Wand zu reden? Gefühl oder Vorwurf? Könnte es nicht sein, dass ich traurig bin, weil mir der Austausch fehlt? Vielleicht bin ich auch frustriert, denn mir ist Respekt so wichtig.
Spüren Sie den Unterschied?
Versuchen wir es mal mit dem Satz: Ich bin total verletzt, was du mir alles an den Kopf geworfen hast. Das ist doch ganz sicher ein Gefühl, oder? Nun, wenn wir den Satz leicht umstellen wird es klarer: DU hast MICH verletzt, denn DU hast MIR was an den Kopf geworfen. Geht es also nicht eher um Empörung, Wut oder Betroffenheit? Und könnten die nicht erfüllten Bedürfnisse Verständnis, Respekt oder Unterstützung sein?
Die Investition in eine wertschätzende Kommunikation zahlt sich hundertfach aus.
In der GfK werden die Pseudogefühle auch Tätergefühle genannt. Sie haben nämlich nicht das Ziel, bei sich selbst zu bleiben. Vielmehr machen sie das Gegenüber zum Täter. Er oder sie hat etwas gesagt oder getan und deswegen geht es mir jetzt schlecht. Doch für die eigenen Gefühle ist jede*r selbst verantwortlich.
Seien Sie freundlich zu sich selbst und zu anderen.
Die gute Nachricht ist: Es ist jeder Zeit möglich, etwas zu ändern. Finden Sie den Anfang, in dem Sie zunächst Ihre Sprache beobachten. Wann wird aus einem Gespräch ein Konflikt? Versuchen Sie herauszufinden, an welchem Punkt Sie und Ihr Gegenüber die gemeinsame Basis verlieren.
Und gehen Sie es locker an. Sie dürfen auch mal über sich lachen.
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